Der bisherige VC Envelope Generator A stellt mit seinen vielfältigen Funktionen bereits einen Exoten unter den Hüllkurven-Generatoren dar. Mit dem VC Envelope Generator B wurde dieses Konzept konsequent weiterentwickelt und der Funktionsumfang erheblich erweitert. So ist das neue Modul eine funktionale Ergänzung bzw. Erweiterung zum bisherigen Generator und löst diesen nicht ab. Er schafft neuen Spielraum für dynamische Spannungsverläufe.
Hintergrund für die Entwicklung waren Untersuchungen zur Wahrnehmung zeitlich dynamischer Veränderungen im Pegel, der Tonhöhe und den spektralen Dichten, sowie deren gegenseitige Beeinflussung. Die dabei gemachten Untersuchungen galten zunächst nur der Überprüfung und Konstruktion von Modulationsgeneratoren. Speziell deren Abhängigkeit bei der Kurvendeformation von Modulationsfrequenzen.
Es war dabei absehbar, dass die Probleme des Kurvenverlaufs nicht nur bei zyklischen Prozessen auftreten und wahrgenommen werden, sondern auch bei einmaligen Verläufen.
Weitere Untersuchungen richteten sich auf die Unterschiede in der Art und Intensität der Wahrnehmung. Vor allem bei unterschiedlichem Umfang von Pegel-, Frequenz- und Spektral-Änderungen.
Die ersten Ergebnisse zeigten schon deutlich, dass die bisherigen Herangehensweisen bei Kurvenverläufen durch modulierende Elemente unzureichend waren. Selbst die Ansätze der Betrachtung nach linearen oder nicht-linearen Verläufen, berührten die notwendigen Vorgänge nur äußerst oberflächlich.
Die Voraussetzungen, welche an ein derartiges Modul gestellt werden, wurden danach neu definiert und auf ihre Umsetzbarkeit überprüft. Dabei wurde eine sinnvolle Trennung zwischen zyklischen und einmaligen Modulationen festgestellt, was wiederum den vorläufigen Schwerpunkt auf die Definition der notwendigen Parameter für die Konstruktion von Hüllkurven erforderte.
Dabei kamen uns die Untersuchungen eines Kollegen zu Hilfe, die er im Rahmen seiner Masterarbeit machte: „Hüllkurven an traditionellen Synthesizern“. Das Ergebnis dieser Untersuchungen waren differenzierte Betrachtungen von Einschwing- und Ausschwing-Vorgängen, sowie die Definition deren Kurvenverläufe. Die daraus resultierende Baugruppe wurde dann zur Steuerung der üblichen Module verwendet und auf die Verbindung von Wahrnehmungsfähigkeit und Parameteranzahl optimiert.
Es zeigte sich das nicht alle, für die Analyse der Wahrnehmung steuerbaren Parameter, auch in einem fertigen Modul enthalten sein müssen.
Das fertige Labormuster des Moduls, wurde im Rahmen eines Treffens mit Freunden und Kollegen diskutiert und auf seine musikalische Verwendbarkeit getestet.
Die vorläufigen Parameter des Moduls:
- 2 Attack-Phasen
- 2 Decay-Phasen
- 1 Sustain-Level
- 2 Release-Phasen
- Die Decay-Bereiche können als zusätzliche Release-Phasen definiert werden
- Der Wendepunkte in den Attack-, Decay- und Release-Phasen ist in seiner Position spannungssteuerbar
- Der Anstiegswinkel oberhalb und unterhalb des Wendepunkts ist spannungssteuerbar
- Ein spannungssteuerbarer Parameter legt die globale Steuerung des Bereichs fest
- Jeder Zeitbereich, sowie die Bereiche oberhalb und unterhalb der Wendepunkts, haben einen separaten Gate-Ausgang (in Summe 10 Gates)
- Time-Compress Funktion (siehe VC Envelope Generator A)
- Retrigger Funktion (siehe VC Envelope Generator A)
- Auto-Offset Funktion (siehe VC Envelope Generator A). Neu: Zusätzlich spannungssteuerbar
- Dec-To-Rel Funktion (siehe VC Envelope Generator A)
- Free / Forced-Attack Funktion (siehe VC Envelope Generator A). Für perkussive Verläufe wurden neue Parameter hinzugefügt: Only Force, Only Attack, Only Decay und Only Trigger
- Alle Verläufe sind standardmäßig linear, lassen sich aber mit beliebigem Exponenten bzw. mit beliebiger Basis in exponentielle bzw. logarithmische Verläufe, zu beliebigen Basen und Exponenten, umformen. Dabei sind die Funktionen pro Attack und pro Decay & Release unabhängig voneinander deformierbar
- Durch den linearen Verlauf und den spannungsgesteuerten Auto-Offset lassen sich Hüllkurven „direkt“ kaskadieren. Dabei wird wie im FM-Verfahren vorgegangen. Schon mit einem Träger und vier Modulatoren sind 14 Attack-, Decay- und Release-Phasen, sowie 7 Sustain-Level realisierbar – also insgesammt 39 Zeitbereiche pro Hüllkurve mit insgesamt 50 Gate-Ausgängen
- Alle Zeiten sind in einem Bereich von 190us bis 30s stufenlos spannungssteuerbar
- Die Zeiten können für drei Bereiche eingestellt werden: 200us – 2s, 2ms – 20s und 20ms – 200s. Auf die eingestellten Zeiten werden die externen Steuerspannungen summiert
- Das Gate-Signal muss 0,8V überschreiten und eine Impulslänge von mindestens 800ns haben, um akzeptiert zu werden
- Das Gate-Signal wird über LED angezeigt
- Das Gate-Signal kann über einen Schalter/Taster von Hand ausgelöst werden
- Die Gate-Ausgänge liefern einen Spannungssprung von 0 auf +10V
- Der komplette Hüllkurven-Verlauf ist standardmäßig in 750us abgeschlossen. Auf Kundenwunsch lässt sich der Vorgang jedoch optimieren, so das Attack-Zeiten von 40us bis 400s realisierbar sind
- Alle Funktionen und Gate-Ausgänge werden über LED’s angezeigt
- Bereichsüber- und -unterschreitungen werden über LED’s angezeigt
Die Hüllkurve wird voraussichtlich ab Anfang August lieferbar sein.
Die Abbildungen zeigen zum einen den Zeitbereich der gesamten Hüllkurve von 750us, mit einer Attack-Zeit von 190us. Zum Zweiten die Kurvendeformation und zum Dritten die Kombination von exponentiellem und logarithmischem Verlauf in der Decay-Phase.